Donnerstag, August 31, 2006

They're everywhere

Kommt nicht häufig vor, dass ich in der Öffentlichkeit unvermittelt laut lache. Ist ja auch immer etwas unangenehm, besonders, wenn keiner mitbekommt, was so komisch ist -- beispielsweise, wenn ich einen Podcast höre.



Gut, dass ich heute morgen noch nicht in der Bahn saß, als ich den Anfang der 451. Folge von Adam Currys Daily Source Code hörte. Er spielte They're Everywhere von Jim's Big Ego. Bei der ersten Zeile musste ich laut losprusten:



I'm a paranoid with surround sound speakers
They're everywhere, they're everywhere, they're everywhere.


Note to self: Sehr gute Musik, dringend reinhören.

Montag, August 28, 2006

Musikdiebstahl im Stadion

Nicht, dass Hertha BSC Berlin ein Verein ist, der bei mir einen besonderen Sympathie-Bonus zu verspielen hätte, aber seit die Säcke sich bei dem Schmach&Schande Spiel am Samstag unseren Song 2 geklaut haben, um ihre bescheuerten drei Tore zu feiern, sind sie bei mir vollkommen unten durch.

Don't go dissin' Tiefensee

Gestern war Tag der offenen Tür bei der Bundesregierung. Mein Bruder und ich waren zuerst im Verkehrsministerium. Dort wurden wir von einem Mitarbeiter abgefischt, der uns mit einem Fragebogen befragte, wie uns die Veranstaltung gefalle. Klar machen wir bei sowas mit. Er war auch ganz freundlich, wirkte dann aber doch etwas zurückhaltender, als ich auf die Frage, was mir denn zum amtierenden Verkehrsminister einfalle, sofort "Ehemaliger Oberbürgermeister von Leipzig, verbockte Olympiabewerbung" assoziierte. Hat er so aufgeschrieben, wirkte aber nicht glücklich dabei.



Außerdem haben wir seine Statistik verfälscht. Unsere Antworten wurden auf genau einen Fragebogen notiert. Bei der Frage nach dem Alter hat er die 28 meines Bruder notiert statt meiner 34. Tja, dafür hat er aber auch einen Berliner ohne weiterführende Bildung statt eines Hamburgers mit Universitätsabschluss bekommen. Das war ein statistisches Eigentor. Wir haben dann entschieden, bei einer möglichen Umfrage in einem weiteren Ministerium vorher beim Fragenden auszuloten, welches Profil bei der Erhebung noch fehle.

Sonntag, August 27, 2006

Zitronenlächeln

Heute starrte mich im Gespräch mit A. im Café Gottlob in Berlin-Schöneberg ein eisiges Zitronenlächeln aus meinem Spezi-Glas an:



IMG_3610

Fotografiert, gebloggt und bei den Gesichtern hinterlassen.

Samstag, August 26, 2006

Neuer Genitiv-Marker

Nachdem wir uns ja mehr oder weniger stillschweigend schon an den sächsischen Genitiv (Apostroph-s) gewöhnt haben, habe ich heute in der Süddeutschen Zeitung eine Weiterentwicklung dieses Phänomens gesehen: Ich nenne sie den bayrischen Genitiv. Ein Artikel war überschrieben mit



Kuraz-Anwalt macht Schröder-Regierung schwere Vorwürfe


Aha, also statt Apostroph demnächst der Bindestrich. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon "Hugo-Pommesbude" statt "Hugo's Pommesbude" und mir wird schlecht dabei.



Hört das beim Genitiv Marker auf? Was macht "Moni's Laden für mollige Ladie's" an der Fuhlsbüttler Straße, wenn sich der Bindestrich auch statt der herkömmlichen Pluralbildung durchsetzt? Wird daraus "Moni-Laden für mollige Ladi-e"? Brrr...

Freitag, August 25, 2006

Pluto, wir werden Dich vermissen!

Pluto ist kein Planet mehr. Der Arme. Muss ein übles Gefühl sein, so einfach aus dem Planetensystem herausgekickt zu werden.



Ich stelle mir vor, welche Auswirkungen das nun haben wird. Bald wird der Pluto vergessen werden, schon heute ist in der Wikipedia zu lesen "Pluto is a dwarf planet (once classified as a true planet)". "Once classified" das klingt nach laaaange her. Dem Plutotourismus ist der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Stellungnahmen großer Reiseunternehmen und von Richard Branson stehen noch aus. Bleibt zu hoffen, dass es keine Pluto-Extremisten (hier wie dort) gibt, die sich nun den Planetenstatus zurückbomben wollen.



Pluto kann sicher sein, viele Verbündete zu finden. Auch Charon und Ceres gehen leer aus, was den Planetenstatus angeht. Mir ist das alles nicht geheuer. Sammeln wir mit dieser Taktik nicht eine große Menge von Zwergplaneten an, die irgendwann mal übermächtig werden? Wir als Stammplaneten im "Old solar system" (Donald Rumsfeld) werden dann bestimmt irgendwann das Nachsehen haben. Früher oder später (wenn das IAU erstmal weitere hundert Zwergplaneten anerkannt hat -- Asteoridengürtel, ick hör Dir trapsen) rotten sich die Zwergplaneten zusammen und werden mit großer Macht die (Wieder)aufnahme ins Planetensystem einfordern. Oder schlimmer: Uns als vermeintliche Riesen rauswerfen?



Was ist zu tun? Leserbriefe? Pluto-Solidaritätsbkundungen? Lichterketten? Bin für Vorschläge offen! Meinen Schreibtisch ziert auf jeden Fall bis auf weiteres ein Pluto-Soli-Plakat im Zwergformat!



Nachtrag: Auch andere machen sich Gedanken um unseren Ex-Planeten.

Donnerstag, August 24, 2006

Der Vollständigkeit halber: Der Paternoster funktioniert wieder! Ich hatte zum Glück keine Wetten laufen, dass es vor Oktober mit der Reparatur nichts wird (keiner wollte dagegen halten). Man hat -- solange sich die Versicherungen streiten -- die defekte Kabine provisorisch repariert. Das hätte man auch schon früher haben können.

Narzissmus oder Vergesslichkeit?

Nur so interessehalber: Wer trägt denn seinen eigenen Geburtstag in den Terminkalender ein? Und warum?

Mittwoch, August 23, 2006

T9 und Kraftausdrücke

Die T9 Worterkennung in meinemEckarts Sony Ericsson Telefon kennt das schöne und wichtige Wort "Kotze" nicht, das ich gerne ab und an in SMS verwende, wenn's mal wieder nicht ganz sternengleich glänzt in meinem kleinen Leben.



Wer weiß, wie ich dem T630 neue Wörter beibringe?

Dienstag, August 22, 2006

Smalltalk mit Bettelpunks


Er: Entschuldigen Sie!


Ich: Ja?


Er: Haben Sie Spaß an Ihrer Arbeit?




So begann der kurze Dialog zwischen dem Bettelpunk, der gestern abend in einem Hauseingang in der Ferdinandstraße lag, und mir. Er lag dort mit blauem, geschwollenen Auge, etwas verranzt aussehend, mit seinem Hund auf einem dünnen Schlafsack und rauchte eine Selbstgedrehte.



Ich blieb kurz stehen, und überlegte, was ich ihm jetzt antworten soll. Normalerweise gehe ich bei solchen Situationen mehr oder weniger wortlos weiter. Doch ich war angenehm entspannt nach einer Yoga-Stunde und der Punk wirkte überhaupt nicht betrunken, stoned oder sonst etwas. Er sprach mit klarer Stimme und seine Frage verriet Interesse. Mein Bewerten der Situation dauerte noch an, daher fragte er nach:




Er: Ich meine, ziehen Sie da etwas für sich raus? Gibt Ihnen ihre Arbeit etwas?


Ich: Ja, doch, schon. Natürlich gibt's auch bessere und schlechtere Tage, aber grundsätzlich macht mir das Spaß.




Das Gespräch begann, mich zu interessieren.




Er: Hm, also ich konnte mich da gar nicht dran gewöhnen. Ich kann mir nicht vorstellen zu arbeiten.


Ich: Wo haben Sie denn gearbeitet?


Er: Auf dem Bau.


Ich: OK, das kann ich mir auch nicht vorstellen.


Er: So ein Büro-Job wär aber auch nichts für mich, den ganzen drinnen sitzen.




Ich hätte es direkt aufschreiben sollen, denn als nächstes kamen wir drauf, wie es ist, obdachlos zu sein. Er schien ganz zufrieden. Ich sagte ihm, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen könnte, auf der Straße zu leben. Och, das sei gar nicht so schlimm. Er habe seinen Hund, das sei sein bester Freund. Im Winter ist es kalt, aber es gebe ja die Übergangsheime. Da hält er es aber auch nicht lange aus. Manchmal komme auch die Polizei und sammele einen ein, wenn's zu kalt ist.



Dann kam der Punkt, an dem ich entweder nach Hause gehe oder aber zwei Flaschen Bier kaufe und mich weiter unterhalte. Habe mich für's nach Hause gehen entschieden. Wir haben uns gegenseitig einen schönen Abend gewünscht (zu einem "schönen Feierabend" hat mein Mumm nicht gereicht...).



Trotzdem fand ich die Situation schon etwas skurril. Zum einen, weil der Bettelpunk mich siezte und ich ihn natürlich zurückgesiezt habe. Zum anderen weil es ein Gespräch zwischen zwei Leuten war, die beide wissen, dass ihr Leben nicht gerade ideal ist, die aber im Großen und Ganzen recht zufrieden sind. Drittens beschränken sich meine Gespräche mit Bettelpunks meistens auf ein "Eh, Alter, ich find Dich und Dein Leben total scheiße, aber gib mir mal zwei Euro für mein Hund." und meiner Antwort "Nö.". Das war gestern ganz anders. War eher wie ein "Was machen Sie so?" Partygespräch -- nur halt zwischen einem Bettelpunk im Hauseingang und einem Softwareentwickler auf dem Weg nach Hause.

Donnerstag, August 17, 2006

Interner Blogeintrag

Nicht, dass der Eindruck entsteht, ich würde mein Leben damit verbringen, den Spiegel nach sprachlichen Preziosen zu durchforsten. Doch manchmal stoße ich bei der SPON Lektüre auf Kleinigkeiten, bei denen ich mich frage, ob der Redakteur einen Hauch von Sprachverständnis hat. Das Beispiel von heute:



In einer internen E-Mail, [...] habe Ryanair andere Gesellschaften aufgefordert, [...]


Interne Email? Inwiweit ist die Mail intern, wenn Ryanair sie benutzt, andere Gesellschaften aufzufordern, ebenfalls zu klagen? Wird sie nur innerhalb von Ryanair verschickt? Sollte man so etwas nicht lieber an die externen Empfänger schicken? Damit diese die Nachricht auch erhalten?

Mittwoch, August 16, 2006

Bitte nicht lächeln.

Einen Vorteil haben die biometrischen Reisepässe mit den neuen Fotoregeln ja: Ich muss mich nicht mehr bemühen, auf dem Bild halbwegs künstlich zu lächeln. Viele Leute sehen das als gewaltigen Nachteil an, dass man nun im Pass so todernst dreinblicken muss.



Mir macht das nichts aus. Nicht, dass ich nicht auch mal lächle, aber auf Pass- und Bewerbungsfotos freundlich und gewinnend zu schauen und gleichzeitig natürlich zu wirken, übersteigt die Kapazität meiner Gesichtsmuskeln.

Dienstag, August 15, 2006

Tag der Lügen 2006

Heute war wieder der Tag der Lügen, den mein Arbeitgeber einmal pro Jahr begeht. Einmal pro Jahr, so will es irgendeine Vorschrift, muss ich schriftlich bestätigen, dass ich die Arbeitsanweisungen, Prozessbeschreibungen, Brandschutzordnung und Notfallplan zur Kenntnis genommen habe.



Am Tag der Lügen kommt meine Teamleiterin mit einem Zettel, auf dem ich unterschreiben soll, dass ich die Texte zur Kenntnis genommen habe. An diesem Tag habe ich immer schlechte Laune, denn natürlich habe ich die Sachen nicht gelesen. Ich weiß nicht mal, wo sie stehen. Meine Teamleiterin weiß auch nicht, wo sie stehen ("Das steht im Intranet." Wer unser Intranet kennt, weiß, dass man da so schnell nichts wiederfindet). Alle anderen Kollegen haben am selben Tag unterschrieben, dass sie auch alles gelesen haben. Eine Farce.



Als nächstes stelle ich meiner Teamleiterin die Frage, worauf ich denn die Zeit buchen soll, die ich mit dem Lesen verbringe. Auch darauf gibt es keine sinnvolle Antwort, denn man geht ja nicht wirklich davon aus, dass die Sachen gelesen werden. Wie auch? Bei der Menge Papier würde das ja Wochen dauern. Ah, die glorreiche Erfindung des Projekt-Controllings.



Mittlerweile steht die Führungskraft mit Liste und Stift hinter mir und drängt mich dazu, zu unterschreiben. Aus irgendwelchen Gründen, wird sie dafür verantwortlich gemacht, wenn ich die "Kenntnis" nicht "bestätige".



Der Tag der Lügen lässt mich immer zweifeln, ob ich wirklich in der richtigen Firma gelandet bin. Keiner liest diesen Müll, alle unterschreiben es, damit die liebe Seele ihre Ruh' hat. Natürlich unterschreibe ich es schließlich auch, weil ich meine Zeit mit Besserem verbringen kann, als wegen dieser Lappalie einen Aufstand zu machen. Aber glaubt das Management dieses Unternehmens wirklich daran, dass der Betrieb besser funktioniert, wenn alle bestätigen, etwas gelesen zu haben, dass keiner gelesen hat? Geht es um eine funktionierende Organisation oder darum, dass man sich das vorspielt?



Mich würde wirklich brennend interessieren, ob eine solche Unterschrift vor einem (Arbeits)Richter wirklich Bestand hätte. Ich kann es mir kaum vorstellen. Hat jemand Ahnung von der Materie? Juristen anwesend? Anyone? Anyone?

Montag, August 14, 2006

Mikro-Zeitverschiebung

Schon halb fünf? Wenn ich mal eine Stunde später als sonst Mittagessen gehe, fühlt sich das an wie jet lag. Irre.

Sonntag, August 13, 2006

Das Rheingold

Mit 13 hatte ich das erste Mal einen eigenen Fernseher im Zimmer stehen. Eine kleine schwarz-weiß Glotze, die weniger zum Fernsehen da stand, als mir als Monitor für den kurz zuvor erworbenen C64 zu dienen. Viele Stunden verbrachte ich vor dem flimmernden Bild ("38911 Basic Bytes Free. Ready.") und wenn es eines Beweises bedarf, dass man vom Fernsehen keine schlechten Augen bekommt, dann ist es diese Zeit in meinem Leben -- denn trotz dieses kaum als ergonomisch bezeichenbaren Bildschirms trage ich keine Brillengläser, die so aussehen, als ob sie unten aus Colaflaschen herausgeschnitten worden wären.



Mindestens einmal habe ich doch ferngesehen mit dieser Glotze. Es lief "Rheingold". Eieiei, habe ich mir an diesem Abend Ärger von Mami eingehandelt: Den ganzen Tag vor dem Computer und abends noch fernsehen? Komme gar nicht in Frage! Sofort aus die Kiste und ab ins Bett. Bis heute habe ich keine Ahnung, wie der Film ausgegangen ist.



Doch das ändert sich bald! Auf dem Wühltisch der MovieStar Videothek an der Fuhle gab's das Rheingold für unter vier Euro. Daran konnte ich nicht vorbeigehen. Habe den Film noch nicht gesehen, aber das hole ich bald nach (nach über zwanzig Jahren des Wartens, machen ein paar Tage nichts aus).



Und weißt Du was, Mutter? Ich werde den ganzen Tag vor dem Computer sitzen und spät(!) abends(!!) den Film schauen. Ha! Ohne, dass ich ins Bett muss. Und dazu noch in Farbe! Das ist ein Leben.

Donnerstag, August 10, 2006

Frauen und Obst (Not Safe For Work)

In einem Nebensatz erwähnte die Freundin in Kanada mal, dass sie nie auf der Straße eine Banane essen würde, weil sie, nun, es irgendwie obszön fände, wenn Frauen in der Öffentlichkeit Bananen essen. Ich erwiderte damals, dass ich bei sowas nun wirklich gar, gar keine Hintergedanken entwickeln würde. Ob sie es denn auch obszön fände, wenn Frauen im Supermarkt Gurken kaufen, wollte ich wissen.



Klar, dass ich seit diesem Gespräch gedanklich total fixiert bin, wenn Frauen Bananen essen oder Gurken kaufen. Ich hatte das allerdings fast vergessen (und sooo häufig sieht man Frauen ja auch keine Bananen essen, zumindest nicht im Deep Throat Stil).



Als aber vorgestern eine Frau mir in der U-Bahn gegenüber sitzend eine BIFI auspackte und diese Salami aus der Verpackung quetschte und langsam und genüsslich aß, musste ich schon schwer um die Contenance kämpfen.

Montag, August 07, 2006

Aus dem Hamburger Abendblatt:



Die Aktion Lebendiges Deutsch sucht ein deutsches Wort für "no-go-area": eine Fläche, eine Region, die man nicht betreten darf oder besser nicht betreten sollte. Vorschläge werden bis zum 14. August im Internet unter der Adresse www.aktionlebendigesdeutsch.de in der Rubrik "Wörter des Monats" entgegengenommen.


Ist doch total einfach: Sachsen?Anhalt!

Großer Wettbewerb an der Hamburger Brandstwiete: Im Spiegel-Gebäude scheint ein Preis ausgelobt worden zu sein für den, der in einem Satz am meisten Verneinungen unterbringen kann. Der Gewinner ist eindeutig:



Nach Ansicht des Bundesjustizministeriums widerspricht die EU-Auffassung, wonach es Arbeitgebern nicht verboten ist, Raucher als Bewerber abzulehnen, nicht deutschem Recht.


Die Überschrift des Artikels lautet übrigens: "Arbeitgeber in Deutschland dürfen Raucher ablehnen".

Samstag, August 05, 2006

Unverlangte Anrufe: Buttcalls

Gerade ist es mal wieder passiert: Mein kleiner Bruder hat die verdammte Tastensperre seines Telefons nicht aktiviert und das Telefon ungünstig in die Tasche gesteckt. Dann hat er sich vermutlich draufgesetzt, verschiedene Tasten werden aktiviert und schwupps wird die erste Nummer im Telefonbuch gewählt. Das ist üblicherweise meine, da ich bei ihm und anderen Leuten sehr weit oben im Telefonbuch zu finden bin.



Wenn ich einen solchen Anruf entgegenehme, spiele ich immer mit dem Gedanken, nicht wieder aufzulegen. Soll doch der Anrufer an seiner Telefonrechnung merken, dass er mich angerufen hat. Zumindest solange, bis er sich wieder anders hinsetzt und mit der anderen Arschbacke die Verbindung trennt.



Habe bei Adam Curry einen schönen Begriff fü diese Art Anrufe aufgeschnappt: Buttcalls, also Arschanrufe. Das trifft es.



Also, bittebittebitte mit Zucker oben drauf, wenn Ihr mich weit oben im Telefonbuch stehen habt, aktiviert die automatische Tastensperre.



I'm looking at you, bro!

Donnerstag, August 03, 2006

Sprache 2.0: Mashups

OK, um hier dem Gerücht vorzubeugen, ich sei ein sprachpflegerischer Kauz, der keinen Spaß an neuen Entwicklungen in der Sprache hat, möchte ich hier einen Ausdruck zum besten geben, der mir bei Malorama untergekommen ist:



immer wieder erstaunlich, wie ich mich noch immer in so eightieshafte hassmoods reinschaukeln kann.


"Eightieshafte Hassmoods". Wunderbar. Soll nochmal einer was gegen Anglizismen sagen.

Zwanghafte GROSSSCHREIBUNG

Aus einer Mail, die von gerade von einem der IT-Betreuer herumgeschickt wurde:



derzeit treten SWITCH-Probleme bei vielen Usern im 2. OG auf. Einige haben Netzzugriff.


Mal von dem offensichtlichen Witz abgesehen, dass das Problem kaum darin besteht, dass einige Netzzugriff haben (das ist der Normalfall), hatte ich bei der Schreibweise von "SWITCH" mal wieder Tränen in den Augen.



Die Firma, die mir meine Arbeitskraft abkauft, ist technologisch weitgehend in den Achtziger Jahren stehengeblieben. Man arbeitet auf dem Großrechner (ich zum Glück nicht). Aus Gründen, die mir schleierhaft sind, wird eben dieser Großrechner in Texten des Unternehmens immer als "HOST" bezeichnet. In VersalienGroßbuchstaben. Warum? Weil das Ding so groß ist? Ist es eine Ehrfurchtsgeste?



Den Host immer als HOST zu bezeichnen, finde ich seltsam, aber drollig. Diese Großrechnerwelt mit ihrer Kultur muss ich ebensowenig verstehen, wie die Kollegen die Idee, dass GROSSBUCHSTABEN in elektronischer Kommunikation erst seit ca. 1992 als Schreien empfunden werden. Wenn jetzt aber diese Schreibweise auch auf andere Elektrogeräte ausgeweitet wird, kriege ich Kopfschmerzen. SWITCH-Probleme deuten für mich nur an, dass der Autor keine Ahnung hat, was ein Switch macht und diese Unkenntnis hinter einer ehrfurchtsvollen Schreibweise versteckt.



Ich werde dazu übergehen, in Zukunft von COMPUTER-Problemen zu sprechen, wenn ich nicht verstehe, warum die Maschine nicht das macht, was ich will. Oder von STAUBSAUGER-Problemen, wenn der Beutel mal wieder voll ist.

Mittwoch, August 02, 2006

Mein Ausflug zu den Verschwörungstheoretikern

Hatte am Sonntag abend ein extrem verstörendes Medienerlebnis. Durch irgendeine Website bin ich auf den Film "Loose Change" aufmerksam geworden und habe eine Stunde und zwanzig Minuten meines Lebens investiert, um ihn mir anzuschauen.



Danach war ich ziemlich perplex. Ohne in die Details gehen zu wollen: Der Film rekapituliert die Anschläge vom 11.09.2001 und wirft dabei viele Fragen auf, ob die Ereignisse sich wirklich so abgespielt haben, wie es im allgemeinen als Konsens aufgefasst wird. Es wird -- unterlegt von vielen Bildern -- argumentiert, dass das Pentagon nicht von einer Boeing 757, sondern von einem Marschflugkörper getroffen wurde, dass der Einsturz des World Trade Centers nicht ursächlich durch Flugzeugeinschläge, sondern durch Sprengladungen überall im Gebäude herbeigeführt wurde und dass United 93 nicht abgestürzt ist, sondern in einer geheimen CIA-Aktion in Cleveland geladnet wurde. Kurz gesagt: Es ist ein aufwändig produzierter Film von Verschwörungstheoretikern, der jedoch heftig umstritten ist.



Trotzdem war ich nach dem Film erst einmal durch den Wind. Die Argumentationen in dem Film waren in sich sehr schlüssig und stellten doch sehr viel auf den Kopf, was ich bisher nicht hinterfragt habe.



Habe danach noch im passenden Wikipedia-Beitrag geblättert. Dort gibt es eine Reihe von Links zu Websites, die sich mit Loose Change beschäftigen, die Thesen und Methoden des Films kritisch zu beleuchten. Ich bin beim "9-11 Loose Change Second Edition Viewer Guide" hängen geblieben und habe eine weitere gute Stunde meiner Zeit investiert, diese Gegenseite genauso fasziniert aufzunehmen, wie den Film vorher.



Später am Abend setzte ein heftiges Gewitter über Barmbek ein, ähnlich dem, was sich gerade in meinem Kopf abspielte. Kann mich nicht erinnern, intellektuell jemals so sehr hin- und hergerissen gewesen zu sein. Zwar hat die Lektüre des Viewer Guides sehr viel von dem wieder gerade gerückt, was "Loose Change" vorher durcheinander geworfen hatte, doch nun spürte ich eine enorme innere Unruhe, weil ich diesen Verschwörungstheoretikern vorher so auf den Leim gegangen bin. Die blatanten Fehler, auf die der Viewer Guide aufmerksam macht, sind so offensichtlich, dass sie mich wirklich schon beim Schauen des Films hätten misstrauisch werden lassen müssen. Das hat mich geärgert: Ich halte mich im allgemeinen für einen wachen und kritischen Menschen mit einer gewissen Detailversessenheit. Dass die drei Autoren des Films mich trotzdem so manipulieren konnten, hat mir gezeigt, dass Bilder an sich eine solche Authentizität verströmen, dass der Verstand ausgeschaltet oder zumindest eingelullt wird. Normalerweise habe ich dieses natürliche Misstrauen gegenüber kommerziell orientierten Massenmedien, als obligatorisches Beispiel sei die Tageszeitung mit den vier Buchstaben genannt. In diesem Fall war der Film aber eine kleine Independent-Produktion und kein Produkt, das mit großem Marketing-Aufwand in die Hälse der Zuschauer gedrückt wird. Hier funktionieren die gleichen Mechanismen wie bei Blogs, bei Podcasts und allen anderen unabhängigen Medien: Mundpropaganda und ein gewisser Bonus für den Underdog.



Bin schließlich mit der Erkenntnis ins Bett gegangen, dass Propaganda überall lauert und man wirklich nichts für bare Münze nehmen soll.



Gestern lief kurz vor 18 Uhr im Deutschlandfunk ein feuilletonistisches Interview über diesen Film, das ich allerdings nicht vollständig hören konnte: Zwischendurch kam es immer wieder zu Aussetzern in der Übertragung, teilweise fehlte deutlich mehr als eine Minute des Beitrags. Wenn das die Verschwörungstheoretiker hören.